Millionen-Spritze für den Standort Ohligs
Dr. Haubitz investiert: Der Zuliefer-Betrieb expandiert, um einen Großauftrag von DaimlerChrysler stemmen zu können. Zeitungsartikel aus dem Solinger Tageblatt vom 15.05.2004
Das Geschäft ist knallhart. Wer als mittelständischer Unternehmer einen Auftrag bei den großen Automobilherstellern ergattern will, muss innovativ sein. "Sonst kann man sich als Lieferant nicht qualifizieren", erzählt Werner Schirmer. Kompromisslos diktierten die Weltkonzerne ihre Bedingungen. Nur wenigen gelinge es, Kompromisse herauszuschlagen. Schirmer: "Im letzten Jahr wollte ein Kunde die Preise um 6,5 Prozent drücken." Nach Verhandlungen sprang am Ende eine Einigung heraus, mit der beide Seiten leben konnten. Schirmer ist einer von zwei Geschäftsführern der Dr. Haubitz GmbH & Co. KG. Der Betrieb von der Scheffelstraße machte 2003 einen Großteil seines 24-Millionen-Euro-Umsatzes mit DaimlerChrysler. Auch andere Riesen wie Volkswagen, Audi oder Opel sowie diverse Systemlieferanten lassen ihre Kunststoff-Spritzgussteile seit Jahren in Ohligs fertigen: unter anderem Armlehnen, Sitzverkleidungen, Wasserstutzen oder Luft- und Sammelkästen. "Unsere Stärken sind die Flexibilität, die Schnelligkeit und die individuelle Problemlösung", sagt Schirmer. Eigene Entwickler tüfteln in enger Abstimmung mit den Automobilwerken, bis die Teile in Serie gehen können. Stolz verweist der Firmenchef auf eine Armlehne für den Vaneo, bei der dies in einem Dreivierteljahr gelang. "Dafür müssen auch schon mal Feiertage geopfert werden." So viel Leistung und Einsatz wird in der Zuliefer-Branche belohnt. Dr. Haubitz hat den Auftrag für die neue A-Klasse in der Tasche. Dafür musste das Unternehmen allerdings tief in selbige greifen. Ohne einen Ausbau der Fertigungs- und Lagerhalle, neue Rohmaterial-Silos und zwei zusätzliche Spritzgussmaschinen wäre das Geschäft nicht zu stemmen gewesen. 1,8 Millionen Euro investierten die Ohligser auf ihrem 14 000 Quadratmeter großen Firmengelände. Erst im Februar war Spatenstich. Jetzt können schon bald die Hochregale bestückt werden. Fünf Millionen Euro Umsatz werde die Produktion der 130 verschiedenen Teile für die A-Klasse im Jahr bringen, sagt Schirmer. Und das bis 2011, über den gesamten Herstellungszeitraum für das Modell. Insgesamt spucken die Maschinen derzeit pro Tag rund 50 000 Teile aus. 36 Maschinen laufen rund um die Uhr. Seit Schirmer 1986 - 30 Jahre nach der Firmengründung - das Kommando übernahm, hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf 150 verdreifacht. Seine Nachfolge bereitet dem 61-Jährigen kein Kopfzerbrechen. Knapp zehn Jahre arbeitet seine Tochter Ilona schon im Unternehmen, inzwischen ist die 35-Jährige auch stellvertretende Geschäftsführerin. Ungeachtet der positiven Unternehmensentwicklung beklagt Ilona Schirmer, dass die Luft am Produktionsstandort Deutschland zunehmend dünner werde. Die hohen Lohn-(Neben)-Kosten und die Fesseln des Arbeitsrechts ließen einen schon überlegen, ob man in der Bundesrepublik überhaupt noch investieren solle. Doch so lange es möglich sei, wolle die Dr. Haubitz GmbH & Co. KG Solingen treu bleiben. Ilona Schirmer: "Wir haben gegenüber unseren Mitarbeitern eine soziale Verantwortung. Und schließlich können nicht alle Unternehmen in die Billiglohn-Länder abwandern." Foto: Uli Preuss Von Thomas Kraft

Zufriedene Unternehmer: Werner und Ilona Schirmer in der ausgebauten Fertigungs- und Lagerhalle. 50 000 Spritzgussteile für die Automobilindustrie spucken die Maschinen pro Tag aus. Diese laufen an der Scheffelstraße rund um die Uhr.